New York City ist DIE amerikanische Großstadt. Stählerne Wolkenkratzer, ein grüner Park, 5 Bezirke – und ein einzigartiges Paradies für Fotografen, sei es nun für Streetfotografie, Architektur und und und. Mehr als 25 Jahre nach meinem letzten Besuch hatte ich nur 48 Stunden, die Stadt (vornehmlich Manhattan) zu erkunden. Ein paar Eindrücke von der Stadt, die niemals schläft.
Brooklyn Bridge
Als ich am ersten Abend in Brooklyn eintraf, spurtete ich gleich wieder los. Jeder Fotograf weiß: Das Licht ist morgens und abends am schönsten! Also bloß keine Zeit verschwenden. An der Brooklyn Bridge angekommen, war ich von den Menschenmassen überrascht – und diese sollten die nächsten 48 Stunden nicht weniger werden.
So sparte ich mir jegliches Foto und genoß nur die Aussicht auf die Skyline von Manhattan. Ich ging zurück zum Brooklyn Pier und machte ein paar Nachaufnahmen von der Skyline. Zum Glück hatte ich ein Tischstativ dabei und zum Glück gibt es dafür auch unverbaute und gerade Abstellflächen an der Pier. Wem dann noch abends der Hunger überkommt, dem sei Shake Shack empfohlen; zum Beispiel ein Double-Smokeshack mit „applewood smoked bacon“ – bessere Burger gibt es einfach nicht!
Jetlag sei dank erreichte ich am nächsten Morgen die Brooklyn Bridge beim Sonnenaufgang, und die Menschenmasse ist vereinzelten Joggern und Radfahrern gewichen – auf die man als Fotograf höllisch aufpassen muss, die einen sonst gnadenlos über den Haufen fahren oder anbrüllen, wenn man einen Fuß auf deren Fahrspur setzt. Polizeipräsenz am Anfang und Ende der Brücke gibt auch ein gewisses Gefühl an Sicherheit. Endlich mal Zeit und eine ideale Location für die ersten Motive.
Nach einer halben Stunde ist schon deutlich mehr los. Die erste Hochzeitsgesellschaft sammt Musiker und Fotograf sind auf die Brücke gesteppt, und nur wenig später balancieren Wartungsarbeiter auf den Stahlseilen die Brücke hinauf. Der Touristenstrom nimmt drastisch zu. Zeit, die Brücke zu verlassen, und den Stadtteil Manhattan zu betreten.
Chinatown und Little Italy
ChinaTown und Little Italy sind nicht weit von der Brooklyn-Bridge entfernt. Als ich in ChinaTown ankam, wachten die Chinesen gerade erst auf. Little Italy ist tatsächlich „little“ und eigentlich nur ein Straßenzug. Auch hier ist Samstag morgens um 9 Uhr noch kaum Aktivität – der Stadtteil schien noch gänzlich zu schlafen, während die Chinesen schon die Fischauslage fertig hatten. Auf dem Weg zur nächsten Attraktion stolperte ich quasi über den Union Square Saturday Greenmarket. Ziemlich cool ein Obst-, Gemüse-, Fleisch-Markt mitten in Manhattan, umgeben von Wolkenkratzern. Es ist Oktober und so wundert es nicht, dass gefühlt jeder zweite Stand Kürbisse anbietet.
Auf dem Weg zur nächsten Attraktion stolperte ich quasi über den Union Square Saturday Greenmarket. Ziemlich cool ein Obst-, Gemüse-, Fleisch-Markt mitten in Manhattan, umgeben von Wolkenkratzern. Es ist Oktober und so wundert es nicht, dass gefühlt jeder zweite Stand Kürbisse anbietet.
Flatiron Building und Empire State Building
Bei dem Flatiron Building – 1902 erbaut und an der Kreuzung 5th Avenue, Broadway und 23rd Street gelegen – heißt es Weitwinkel-Objektiv draufgeschnallt und einen guten Platz für ein Motiv gesucht. Das Gebäude wurde schon millionenmal abgelichtet und es ist schwierig, ein „besonderes“ Foto zu erstellen. Am besten eines der gelben Taxis mitablichten, das gibt einen Farbtupfer und einen guten Kontrast zwischen dem hektischen Verkehr und dem Gebäude. Das Empire State Building ist nicht weit weg, also nichts wie hinauf. Es sollte wegen Anstellen und flughafenähnlichen Securitycheck tatsächlich noch eine Stunde dauern, bis ich wirklich an der Aussichtsplattform angelangt war – der Fahrstuhl selbst braucht für die Auffahrt nur eine Minute!!
Oben auf der Plattform führt das hektische Treiben der anderen Touristen zu dem einen oder anderen Schubser, äußerst nervig sind auch die Tausenden von Selfies mit dem Selfie-Stick … so war meine Anteilnahme tatsächlich begrenzt, als einem anderen Tourist das teure Smartphone aus dem Stick rutschte, und sich mit einem klirrenden Geräusch auf dem Boden wieder meldete.
Grand Central Station und Central Park
Nicht weit vom Empire State Building befindet sich die Grand Central Station (eigentlich Grand Central Terminal). Der Bahnhof liegt an der Ecke 42nd Street und Park Avenue und soll der nach der Anzahl der Bahnsteige (44) und Gleise (67) der größte der Welt sein. Beim Betreten des Bahnhofs werden einem die gigantischen Dimensionen sofort klar, der kathedralartige Bahnhof erschlägt einen quasi. In der Haupthalle gibt es zu beiden Seiten Ballustraden, die zu schönen Weitwinkelaufnahmen einladen. Das Motiv und das Gewimmel der Reisenden lädt zu einer Zeitrafferaufnahme ein.
Der Central Park offenbart seine romantische Seite bei einem abendlichen Sonnenlicht.
Solomon Guggenheim Museum, Apple Store und Times Square
Im Solomon Guggenheim Museum kann man im Eingangsbereich ein paar spektakuläre Fotos vom Inneren des Gebäudes zu schießen. Hier lohnt ein Ultraweitwinkelobjektiv, etwas anderes braucht man nicht. Ab der ersten Etage ist Fotografieren verboten – an der Mitnahme der Kamera stören sich die Aufpasser allerdings nicht. Wer New York an diesem Tag bis dahin wie ich überwiegend zu Fuß erkundet hat, freut sich über die Sitzmöglichkeiten, um die Füße wieder herunterzukühlen. Das Café im Museum ist jedoch klein, man konnte schon mickrig sagen und für den Ansturm der Touristen unterdimensioniert, oder einfach im Laufe der Jahre nicht mitgewachsen.
Wer noch nicht genug gelaufen ist, kann dann wieder Richtung Lower Manhattan zurücklaufen. Ich nahm diesmal die Metro und wollte mir noch den (berühmten) Apple-Store an der 5th-Avenue, Ecke 57th Street, der angeblich 24 Stunden an 7 Tagen geöffnet ist, ansehen. Ja, wirklich ganz nett. Mangels Platz ist der Store unter die Erde verlegt worden. An der Oberfläche befindet sich ein schlichter Glascube. Mit der Idee, die Spiegelungen im Glas durch einen Polfilter zu elimieren, ging ich ein wenig baden – durch den Polfilter entstanden merkwürdige Farbartefakte – also entweder war der Polfilter futsch oder die Kombination Polfilter und Apple-Sicherheitsglas ging nicht. Ich vermute eher letzteres.
Als letzte Station für den Tag besuchte ich den Times Square. In New York leben mehr als 10 Millionen Menschen, aber hier, auf dem Times Square bei einbrechender Nacht, gibt es Menschenmassen im Quadrat. Müssen alles nur Touristen sein, meinte meine Gastgeberin von AirBnB. Ich mag solche Orte nicht – sie sind grell, laut, bunt, und verbrauchen viel Energie, und sind irgendwie künstlich, wie Las Vegas. Shinjuku in Tokyo ist genauso, aber irgendwie finde ich die Reklame da passender, typischer.
Wall Street
Eigentlich hatte ich Lust gehabt, auch heute von Brooklyn nach Manhattan über die Brooklyn Bridge zu gehen. Die Stimmung beim Sonnenaufgang ist grandios, die meisten anderen Touristen schlafen noch, und man teilt sich die Brücke nur mit ein paar anderen Fotografen oder wilden Radfahrern. 48 Stunden New York City sind nicht viel Zeit. Und so nahm ich diesmal die U-Bahn bis zur Station Wall Street. Als ich ausstieg, musste ich mich erstmal orientieren. Der Ort wirkte tot und kalt. Die Sonne krabbelte noch nicht durch die Häuserschluchten, und sonntags gab es keine Businessmen, die geschäftig den Kursen der New York Stock Exchange hinterherhecheln.
Nicht weit entfernt liegt das World Trade Center. Bei meinem letzten Besuch in New York standen die Zwillingstürme noch. Heute sind dort zwei „Fussabdrücke“ in Form von Marmorfundamenten mit einem zweistufigen Wasserfall. Auf der Außenseite des Mahnmals sind die Namen der 2983 Opfer der Terroranschläge eingraviert. Einige Besucher bleiben bedächtig stehen, legen Blumen nieder. Vielen schießen Tränen in die Augen, und es ist schwierig, nicht selbst ergriffen zu sein. Ich finde, aus Respekt vor dem Ort sollte man das Fotografieren auf das Nötigste beschränken.
One World Observatory
Das neu eröffnete One World Observatory liegt schräg gegenüber. Im Vergleich zu den Menschenmassen am Empire State Building, sind Sonntag morgen nur wenig Besucher unterwegs. Der Fahrstuhl zum Aussichtspunkt ist ein riesiger vierseitiger Bildschirm, auf dem während der Fahrt ein toll gemachtes Zeitraffer abläuft (New York City 1800 bis heute). Oben angekommen, muss jeder noch ein wenig amerikanischen Patriotismus über sich ergehen lassen. Erst dann kann die Aussichtsplattform betreten werden.
Die Aussicht ist beeindruckend. Da aber alles klimatisiert und verglast ist, spürt man die Höhe nicht – ganz anders als das Empire State Building oder das Rockefeller Center. Die Fenster sind übrigens ein Horror für Fotografen: Es gibt kaum einen Winkel, bei dem die Fenster nicht spiegeln.
Meatpacking District & The Highline
Nächste Station sollte die Highline sein. Um keine Zeit zu verlieren, wollte ich diesmal die U-Bahn nehmen. An einem U-Bahneingang angekommen, war dieser provisiorisch abgetaped. Ein ebenso provisorisch befestigtes Schild klärte auf, dass es heute und hier auf der Linie keinen Betrieb gibt. Ein Taxi wollte ich nicht nehmen, und so blieb mir nichts anderes übrig, als wieder einen Teil der Strecke zu laufen. Dass die U-Bahn von New York schon ziemlich marode ist, nur provisorsch instand gehalten wird und manchmal gar nicht geht, ist schon bis zu der Tagesschau durchgedrungen.
Ein paar Stationen weiter nördlich ist die U-Bahn heute dann doch in Betrieb und ich konnte wenigstens ein bisschen meine Füße schonen. Nur selten ist die U-Bahn so leer. Das lag wohl an Sonntag. Die Highline startet im Meatpacking District. Die Highline ist eine begrünte und als Wanderpfad ausgebaute, stillgelegte Hochbahn für den Güterverkehr, die wie das One World Trade Center in ihrer ganzen Länge erst vor kurzem fertiggestellt wurde. Von der Highline ergeben sich ein paar nette Aussichtspunkte in die Häuserschluchten mit Blick auf Grafittis und andere Kunst. Am nördlichen Ende der Highline wird gerade ein neues Büro- und Finanzentrum gebaut – die Hudson Yards. Hier parken zahlreiche U-Bahnwaggons, die ein nettes Fotomotiv geben.
MoMa – Museum of Modern Arts und St.Patricks Cathedral
Es war mal wieder nachmittag und die Füße qualmten vom vielen Laufen. Also war es Zeit, eine Pause einzulegen. Da kam ein Besuch des bekannten Museum of Modern Arts (MoMa) gerade recht. Aktuell gab es eine Ausstellung von Picassos Skulpturen. Der Kerl hat nicht nur gemalt, sondern war auch handwerklich ein Meister! Leider war nur wenig Zeit, sich alles genau anzusehen. Aber hey – einmal im berühmten MoMa sein, dem Museum, von dem immer gesprochen wird! Denn häufig findet man in unseren Museen nur einen Bildschatten mit einem kleinen, dezenten Hinweis: Leihgabe für eine Ausstellung im MoMa in New York.
Schon gestern bin ich mehrmals an der St. Patricks Cathedral vorbei gegangen. Eine Kirche, deren Grundstein im Jahre 1858 gelegt wurde. Die Kathedrale wurde 1878 vollendet und immer wieder erweitert und renoviert. In Europa wäre Sie ein mächtiges, alle anderen Bauten überragendes Bauwerk. In New York geht die Kirche quasi als Relikt eines vergangenen Jahrhunderts im Schatten der Wolkenkratzer unter. Eigentlich schade, denn schlendert man die 5th Avenue hinunter vorbei an dem Trump Tower, Abercrombie & Fitch und Tiffanies, türmt sich die Kathedrale quasi vor einem auf.
Rockefeller Center
Am Schluss gab es nochmal ein echtes Highlight – das Rockefeller Center mit der Aussichtsplattform Top of the Rocks. Obwohl ich mal wieder die Beine in die Hand nehmen musste, um rechtzeitig da zu sein, bekam ich ein Ticket, dass mich erst ein paar Minuten vor Sonnenuntergang hochließ. Hier ist dann auch das Titelfoto entstanden, bei eiskalten 0°C.
Fazit 48 Stunden New York
Tatsächlich hatte ich fast alle großen Highlights in 48 Stunden abgegrast. Wer es ein wenig ruhiger angehen lassen will, der lässt eben das eine oder andere weg. Oder nimmt ab und zu ein gelbes Taxi, denn davon gibt es mehr als reichlich. Ich finde, ein Besuch eines Wolkenkratzers ist ein Muss, und ich empfehle das Rockefeller Center. Die Aussicht ist grandios, die Touristen verteilen sich auf drei Plattformen und durch die offene Bauweise ist die Höhe spürbar. Das Guggenheim Museum und MoMa sind ebenfalls Pflicht, genauso wie ein Walk über die Brooklyn Bridge. Alles andere ist zumindest meiner Meinung nach ganz nett, aber nicht unbedingt notwendig. Dann lieber mal an einer Stelle (5th Avenue) verharren, und das Karma der Stadt einsaugen: An einer Straßenecke zu stehen, und auf niemanden zu warten, das ist Power (Gregory Corso). Das habe ich auch gemacht und kann es in New York jederzeit empfehlen.
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